Lehrinhalte
Ende Dezember 1918 wurde die Kommunistische Partei Deutschlands gegründet und bereits wenige Tage später versuchte sie mit dem sogenannten ‚Spartakus-Aufstand‘, die Revolution in Deutschland zu eskalieren. Kommunismus übte im 20. Jahrhundert einerseits große Faszination auf viele aus, provozierte andererseits bei seinen politischen Gegnern kompromißlose Ablehnung und Gegnerschaft. Mit der Gründung der KPD wurde die Spaltung der deutschen Arbeiterbewegung, die sich zunächst im Krieg vor allem an der Frage nach der Haltung zum Krieg und zu den Kriegskrediten entwickelt hatte, vertieft und auf Dauer gestellt. Ziel des Seminar wird sein, die Rolle des Kommunismus und der Kommunisten in Deutschland im Laufe des 20. Jahrhunderts an wichtigen Stationen zu beleuchten. Zunächst werden wir uns ein Grundverständnis davon erarbeiten, was ‚Kommunismus‘ bedeutet, insbesondere in der von Lenin vertretenen bolschewistischen Variante, die ja durchaus in Spannung stand zum Verständnis von Sozialismus, wie dies die deutsche Sozialdemokratie vor 1914 vertrat. Anschließend wird die Entwicklung der KPD in der Weimarer Republik hin zu einer fast völlig von der Komintern, der von der KPdSU-Führung dominierten Kommunistischen Internationale, ferngesteuerten Kaderpartei. Zugleich werden wir aber auch die Faszination des Kommunismus für Intellektuelle und Künstler wie etwa Bertolt Brecht und Hanns Eisler beleuchten und nach der kommunistischen Arbeiterkultur fragen, wie sie sich Ende der Weimarer Republik in bekannten kommunistischen Vierteln wie dem ‚Roten Wedding‘ darstellte. Für die 1930er Jahre werden wir nach dem Schicksal von Kommunisten in Widerstand und Verfolgung, im Spanischen Bürgerkrieg oder im Exil in der Sowjetunion fragen. Mit dem Kriegsende bot sich Kommunisten in der SBZ dank sowjetischer Unterstützung die Chance, eine sozialistische Gesellschaft aufzubauen;, wir werden von da an Kommunismus einmal im Osten zum andern im Westen beleuchten. Dabei wird auch zu fragen sein, welche Bedeutung der Renaissance des Marxismus im Rahmen der Studentenbewegung zukam. Der Abschluss wird mit dem Kollaps der DDR und der Auflösung einer orthodox-kommunistischen Partei Anfang der 1990er gemacht, wobei nach den Perspektiven einer konsequent linken Politik nach dem Ende des Kommunismus gefragt werden wird.

Literatur
Adamczak, Bini (Hg.): Was tun mit Kommunismus?! Kapitalismus, "realexistierender Sozialismus"; konkrete Utopien heute, Münster 1. Aufl.2013.

Der deutsche Kommunismus, Berlin 2009.

Figes, Orlando: Hundert Jahre Revolution. Russland und das 20. Jahrhundert, München 2015.

Koenen, Gerd: Die Farbe Rot. Ursprünge und Geschichte des Kommunismus, München 2017.

Mallmann, Klaus-Michael: Kommunisten in der Weimarer Republik, Essen 1995.

Mayer, Tilman/Reuschenbach, Julia (Hgg.): 1917. 100 Jahre Oktoberrevolution und ihre Fernwirkungen auf Deutschland, Baden-Baden 1. Auflage 2017.

Schroeder, Klaus: Der SED-Staat. Geschichte und Strukturen der DDR 1949 - 1990, Berlin, Köln 3. Auf. 2013.

Weber, Hermann/Drabkin, Jakov S./Bayerlein, Bernhard H./Albert, Gleb J. (Hgg.): Deutschland, Russland, Komintern, Berlin 2014.

Weber, Hermann/Herbst, Andreas: Deutsche Kommunisten - biographisches Handbuch. 1918 bis 1945, Berlin 2., überarb. und stark erw. Aufl.2008.

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