Lehrinhalte
Studierende, die diesen Kurs besucht haben,
•    kennen die grundlegenden Konzepte von Föderalismus, Dezentralisierung und Mehrebenensystemen, die Unterschiede und Überlappungen zwischen ihnen, und können sie kompetent in wissenschaftlichen Diskursen anwenden;
•    sind mit den wichtigsten Rechtfertigungsargumenten für föderale Architekturen vertraut und können sie kritisch diskutieren;
•    haben ein vertieftes Verständnis für die Struktur, Geschichte und jüngeren Entwicklungen des deutschen Föderalismus. Sie sind daher in der Lage, aktuelle Reformdebatten zu bewerten und kritisch dazu beizutragen;
•    können vergleichende Analysen entlang wichtiger Dimensionen mit anderen föderalen Systemen umsetzen, so etwa mit der Schweiz oder mit Kanada.

Literatur
Hueglin, Thomas/ Alan Fenna (2015): Comparative Federalism. Toronto: University of Toronto Press
Behnke, Nathalie (2017 (forthcoming)): Federal, devolved or decentralized state – on the territorial architecture of power. In: Eve Hepburn & Klaus Detterbeck (eds.) Handbook of Territorial Politics. Cheltenham: Edward Elgar, 30-44
Beramendi, Paolo & Sandra León (2015): Federalism. In: Jennifer Gandhi & Rubén Ruiz-Rufino (eds.) Routledge Handbook of Comparative Political Institutions. Abingdon, Oxon: Routledge, 209-225.
Benz, Arthur/ Jörg Broschek (2013): Introduction. In: Dies (eds.): Federal Dynamics. Oxford: Oxford University Press, 1-23

Offizielle Kursbeschreibung
Institutionen sind eine zentrale Variable politikwissenschaftlicher Analysen. Um die Rolle von Institutionen zu verstehen - entweder als unabhängige Variable, indem sie politische Entscheidungen und Policies prägen, oder als abhängige Variable, indem sie selbst Gegenstand von Reformen oder langfristigem Wandel sind -, ist es hilfreich, Typen von Institutionen in vergleichender Perspektive zu betrachten. Auch können wir nur aus der vergleichenden Perspektive die Logik der politischen Institutionen unseres eigenen Staates richtig verstehen lernen.

Von besonderer und wachsender Bedeutung für moderne Demokratien ist die Institution des Föderalismus. Föderalismus ergänzt eine wichtige Errungenschaft moderner Polities - die horizontale Gewaltenteilung gemäß Montesquieu als ein genialer Weg, um Hobbes‘ Letztinstanzproblem „quis custodiet ipsos custodes?“ (wer bewacht die Wächter?) zu lösen - um eine vertikale Gewaltenteilung zwischen der zentralen Regierung und den sub-staatlichen Einheiten. Man sagt dem Föderalismus nach, er habe eine Reihe von Vorteilen gegenüber zentralstaatlichen Architekturen, unter anderem
•    die Verantwortlichkeit von Politikern gegenüber den Bürgern zu stärken, da sie ihnen geographisch näher sind;
•    individuelle Freiheit dadurch zu schützen, dass die öffentliche Macht zwischen mehreren politischen Institutionen aufgeteilt ist;
•    eine effiziente Ressourcenallokation sowie Bereitstellung öffentlicher Güter zu leisten, die sich an den Präferenzen der Bürger orientiert;
•    sowie Konflikte zwischen verschiedenen ethnischen, sprachlichen, religiösen oder kulturellen Gruppen in einer Gesellschaft zu befrieden.

Abgesehen von dieser theoretischen und konzeptionellen Relevanz für die Architektur und Rechtfertigung politischer Macht in modernen Staaten ist Föderalismus auch von steigender empirischer Bedeutung, da die Anzahl föderaler, dezentralisierter oder Mehrebenenstaaten ständig zunimmt. Weltweit war Dezentralisierung einer der wichtigsten Trends der vergangenen 50 Jahre. Das Seminar zielt daher darauf, mit der Institution der Föderalismus, seiner Logik, Funktionsweise, Entwicklung und Spielarten vertrauter zu werden.

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Semester: Inverno 2018/19