Lehrinhalte
Im August 2019 stehen große Gebiete subarktischer Wälder in Flammen und der dichte Rauch des brennenden Amazonas-Waldes verdunkelt den Himmel über Sao Paulo[1]. Die Einhaltung des auf der Pariser Klimakonferenz 2015 verabredeten 1,5 Grad-Ziels zur Begrenzung der Erderwärmung steht auf der Kippe. Weltweit artikulieren junge Menschen, dass ihre Generation in naher Zukunft mit massiven ökologischen und sozialen Risiken konfrontiert sein wird.

Was kann die Soziologie zu all dem sagen? Wie erklärt das Fach das Ausbleiben global koordinierter Gegen-Maßnahmen? Wie begreift das Fach die absehbaren sozio-ökologischen Veränderungen?

Eine aktuelle Veröffentlichung, die sich mit Klimawandel und seinen sozio-ökologischen Folgen beschäftigt stammt von dem 2015 überraschend verstorbenen Soziologen Ulrich Beck. Beck prägte in den 1980er Jahren den Begriff der (Welt-)Risikogesellschaft, der die Nebenfolgen und die daraus folgenden gesellschaftlichen Veränderungen in den Mittelpunkt stellte. In seinem letzten, unvollendete Buch »Die Metamorphose der Welt« erweitert Beck seine Thesen zur (Welt-)Risikogesellschaft. Die aktuellen sozialen und ökologischen Entwicklungen sprengen für Beck den Rahmen etablierter soziologischer Kategorien.

„Denn die Welt in der wir leben, verändert sich nicht bloß, sie befindet sich in einer Metamorphose. Wandel impliziert, dass sich manches ändert, während vielen gleich bleibt (...). Das Wort »Metamorphose« impliziert eine weitaus radikalerer Veränderung: Die ewigen Gewissheiten moderner Gesellschaften brechen weg, und etwas ganz und gar Neues tritt auf der Plan.“ (Beck 2017, 15).

Das Ziel des Seminars besteht darin, anhand der Thesen Ulrich Becks, einen eigenständigen soziologischen Zugang zu Fragen des Klimawandels und den damit verbundenen sozio-ökologischen Veränderungen zu erarbeiten. Im ersten Teil des Seminars werden die wesentlichen Kapitel des Buches „Die Metamorphose der Welt“ gelesen und kritisch diskutiert. Im zweiten Teil werden dann ausschnitthaft weitere soziologische Stimmen, z.B. Stephan Lessenichs „Neben uns die Sintflut“ oder Bruno Latours „Terrestisches Manifest“ hinzugezogen. Zusammen soll ein Panorama soziologischer Zugänge und Fragestellungen entstehen, die mit der abschließenden Hausarbeit vertieft werden können.

Das Seminar ist geeignet für fortgeschrittene Bachelor-Studierende. Die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte wird erwartet.

[1] https://www.theguardian.com/world/2019/aug/21/jair-bolsonaro-accuses-ngos-setting-fire-amazon-rainforest [letzter Zugriff: 22.08.2019]

Literatur
Beck, Ulrich (2017). Die Metamorphose der Welt. Berlin: Suhrkamp

Beck, Ulrich (2008). Weltrisikogesellschaft. Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.

Latour, Bruno (2018). Das terrestische Manifest. Berlin: Suhrkamp.

Lessenich, Stephan (2016). Neben uns die Sintflut : die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis. München: Hanser.

Rich, Nathaniel (2019). Loosing Earth. A Recent History. Berlin: Rowohlt.

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Semester: WT 2019/20