Offizielle Kursbeschreibung
Die Steuerungslücke zwischen den globalen Umwelt- und Entwicklungstrends und der Problemlösungskapazität nationaler Gesellschaften ist offenkundig. Der Anspruch an internationale Organisation, für den die Vereinten Nationen (VN) exemplarisch sind, ist angesichts mannigfaltiger „problems without passports“ (Kofi Annan) nur größer geworden. Zugleich bleiben auch 75 Jahre nach ihrer Gründung die Fähigkeiten der VN begrenzt, globale Probleme wie den Klimawandel oder den Verlust biologischer Vielfalt, die zugleich die Entwicklungsperspektiven der Menschheit berühren, vermittels globaler Steuerung (global governance) zu lösen. Vielmehr scheint es weltweit eine Renaissance nationaler Selbstbezogenheit zu geben, die den etablierten Normen und Regeln multilateraler Kooperation, wie sie durch die VN und das Völkerrecht verkörpert werden, indifferent bis explizit ablehnend gegenübersteht. Nichtsdestoweniger wurden im Jahr 2015 unter dem Dach der VN eine universell gültige „Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung“ mit einem umfassenden Zielkatalog, den Sustainable Development Goals (SDGs), ebenso verabschiedet wie das Klimaabkommen von Paris, das in nie dagewesener Geschwindigkeit ratifiziert wurde und schon 2016 in Kraft getreten ist. Welche Beiträge kann internationale Organisation in der gegenwärtigen „Krise des Multilateralismus“ leisten, um die damit verbundenen Ansprüche einzulösen? Welche politischen und strukturellen Hindernisse stehen dem entgegen? Welche Möglichkeiten der Politikgestaltung und Zielerreichung bleiben vor diesem Hintergrund? Welche Zukunft hat also die VN?
Das Seminar nähert sich diesen Problemstellungen, in dem es Institutionen, Akteure und Prozesse der VN im Kontext des übergeordneten Paradigmas „Nachhaltige Entwicklung“ betrachtet. Angesichts der Vielfalt der beteiligten Organisationen und Programme, der unterschiedlichen Politikfelder und Governance-Mechanismen sowie den daraus resultierenden institutionellen Interaktionen zeigen sich exemplarisch die komplexen Herausforderungen internationaler Organisation. Das Seminar vermittelt derart theoretisch-konzeptionelle Grundlagen sowie aktuelle empirische Entwicklungen im Rahmen der VN an den Schnittstellen multilateraler Entwicklungs- und Umweltgovernance. Die Umsetzung der SDGs und des Pariser Klimaabkommens bieten die programmatischen Bezugspunkte anhand derer sich das Seminar strukturiert.

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Semester: WT 2019/20