Lehrinhalte
[h2]Nacktheit um 1900 – Kunst- und Kulturwissenschaftliche Methoden[/h2]


Die Zeit um 1900 ist charakterisiert durch große Ambivalenzen im Umgang mit Nacktheit – höchste Prüderie stand neben einer Freizügigkeit, die pornografische Ausmaße erreichen konnte. Strenge Kleiderordnungen zwängten den weiblichen Körper in formende Verhüllungen und ‚uniformierten’ den bürgerlichen Mann im einheitlich schwarzen Anzug. Die sogenannte Lex Heinze schrieb vor, dass massenhaft klassizistische Aktstatuen mit bronzenen Feigenblättern versehen werden mussten und zensierte im Allgemeinen die öffentliche Zurschaustellung von ‚unsittlicher’ Nacktheit in Literatur und bildender Kunst. Andererseits waren Hunderte erotischer und pornografischer Postkarten in Umlauf, die durchaus nicht nur Männer zu sehen bekamen.Die künstlerischen Avantgarden erfanden einen auch formal neuen und 'wilden' Akt, der auch als Ergebnis eines neuen künstlerischen Selbstverständnisses zu verstehen ist. Wissenschaftlich verbrämt waren auch ‚exotische’ Akte in ethnografischen Publikationen für alle wissenschaftlich Interessierten einzusehen, populäre Schriften verbreiten das Wissen um die ‚Rassenschönheit des Weibes’ (Carl Heinrich Stratz, Stuttgart 1901). Dezidiert gegen die Prüderie des Korsetts und steifer gesellschaftlicher Konventionen wendete sich die Lebensreformbewegung, die vom Reformkleid bis zur Freikörperkultur Nacktheit als ‚natürlichen’ und gesunden Gegenentwurf konzipierte. 

Anhand von Bildern und Texten zu verschiedenen Konzeptionen des nackten Körpers um die Jahrhundertwende sollen einerseits die Konstanten, Verschiebungen und Brüche der Bedeutungsaufladung des unbekleideten Körpers nachvollzogen werden und andererseits die grundlegenden Techniken wissenschaftlichen Arbeitens erlernt und eingeübt werden.

Dazu gehören die Literaturrecherche, das Lesen, Auswerten und Verfassen von wissenschaftlichen Texten, die Interpretation von Bild- und Textquellen, Zitierweisen und Formalia. Zum Abschluss sollen die Studierenden in der Lage sein, eine wissenschaftliche Fragestellung in einer Seminararbeit selbständig zu erörtern.

Offizielle Kursbeschreibung
[h2]Nacktheit um 1900 – Kunst- und Kulturwissenschaftliche Methoden[/h2]


Die Zeit um 1900 ist charakterisiert durch große Ambivalenzen im Umgang mit Nacktheit – höchste Prüderie stand neben einer Freizügigkeit, die pornografische Ausmaße erreichen konnte. Strenge Kleiderordnungen zwängten den weiblichen Körper in formende Verhüllungen und ‚uniformierten’ den bürgerlichen Mann im einheitlich schwarzen Anzug. Die sogenannte Lex Heinze schrieb vor, dass massenhaft klassizistische Aktstatuen mit bronzenen Feigenblättern versehen werden mussten und zensierte im Allgemeinen die öffentliche Zurschaustellung von ‚unsittlicher’ Nacktheit in Literatur und bildender Kunst. Andererseits waren Hunderte erotischer und pornografischer Postkarten in Umlauf, die durchaus nicht nur Männer zu sehen bekamen.Die künstlerischen Avantgarden erfanden einen auch formal neuen und 'wilden' Akt, der auch als Ergebnis eines neuen künstlerischen Selbstverständnisses zu verstehen ist. Wissenschaftlich verbrämt waren auch ‚exotische’ Akte in ethnografischen Publikationen für alle wissenschaftlich Interessierten einzusehen, populäre Schriften verbreiten das Wissen um die ‚Rassenschönheit des Weibes’ (Carl Heinrich Stratz, Stuttgart 1901). Dezidiert gegen die Prüderie des Korsetts und steifer gesellschaftlicher Konventionen wendete sich die Lebensreformbewegung, die vom Reformkleid bis zur Freikörperkultur Nacktheit als ‚natürlichen’ und gesunden Gegenentwurf konzipierte. 

Anhand von Bildern und Texten zu verschiedenen Konzeptionen des nackten Körpers um die Jahrhundertwende sollen einerseits die Konstanten, Verschiebungen und Brüche der Bedeutungsaufladung des unbekleideten Körpers nachvollzogen werden und andererseits die grundlegenden Techniken wissenschaftlichen Arbeitens erlernt und eingeübt werden.

Dazu gehören die Literaturrecherche, das Lesen, Auswerten und Verfassen von wissenschaftlichen Texten, die Interpretation von Bild- und Textquellen, Zitierweisen und Formalia. Zum Abschluss sollen die Studierenden in der Lage sein, eine wissenschaftliche Fragestellung in einer Seminararbeit selbständig zu erörtern.

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Semester: WT 2019/20