Lehrinhalte
Francis Bacon gilt als Wegbereiter und Mitbegründer der modernen wissenschaftlichen Methode und als ein Visionär des technischen Fortschritts; sein Werk [i]Novum Organum[/i] (1620) markiert den Beginn der neuzeitlichen Philosophie und Wissenschaft. Das Buch ist Teil eines großangelegten, aber unabgeschlossen gebliebenen Projekts zur Erneuerung der Wissenschaften ([i]Instauratio Magna[/i]). Mit ihm wendet sich Bacon gegen die traditionelle Philosophie, die ihr Wissen dem [i]Organon[/i] des Aristoteles entsprechend mittels syllogistischer Verfahren, insbesondere deduktiver Schlüsse, zu erreichen sucht. Dieses alte, auf reine Erkenntnis ausgerichtete Wissensideal der Philosophie soll einer neuen, praxisorientierten Wissenschaft Platz machen. Beruhend auf einer neuen induktive Methode und durch experimentelle Naturforschung soll diese zu neuen technischen Erfindungen führen, mit denen sich die Lebensbedingungen der Menschen verbessern lassen. Das Vorhaben verbindet sich schließlich mit der Aussicht auf einen ultimativen Sieg der Technik über die Natur.
Das Ideal der umfassenden Naturbeherrschung ([i]imperium in naturam[/i]) hat Bacon schließlich in seiner berühmten Utopie [i]New Atlantis[/i] (1627) literarisch inszeniert, die in vielerlei Hinsicht das moderne technische Zeitalter antizipiert. Neben revolutionären Erfindungen aus dem Bereich der Biotechnologie, Nanotechnik, Elektroakustik oder Robotik findet sich darin die Vorstellung eines modernen Forschungsinstituts, das als ein komplexes, kollektives, generationenübergreifendes Unternehmen nur in der Kooperation und Koordination global verteilter Forschersubjekte erfolgreich sein kann.
Konsequenter Weise ist Bacons eigenes Werk, als individueller Forschungsbeitrag, unvollendet geblieben. Seine Vollendung hat er späteren Generationen überlassen. Konsequent ist Bacon auch im Stil seiner Untersuchung. Sie tritt nicht als systematische Abhandlung, sondern als Aphorismensammlung auf. Der experimentelle Charakter seines Forschungsprogramms schlägt sich so auch in der Form des Textes nieder, der nicht zuletzt wegen der historischen Distanz, die zwischen uns und seinem Entstehungskontext liegt, verschiedene Herausforderungen für zeitgenössische Leserinnen und Leser birgt.
Der Fokus der Lehrveranstaltung liegt auf der Erarbeitung von Zugangsweisen, Lektürehinsichten und Interpretationsansätzen für den philosophischen Klassiker. Dafür werden wir große Teile des Primärtextes lesen und diskutieren, wobei der Schwerpunkt auf dem ersten der beiden Bände des Werks liegt. Bacon skizziert darin die wesentlichen Züge seines neuen Forschungsprogramms und umreißt grundlegende Erkenntnishindernisse anthropologischen, kulturellen, historischen, religiösen und psychologischen Ursprungs, die den wissenschaftlichen Fortschritt behindern. Die von Bacon zum Zweck der Überwindung dieser Hindernisse ausgearbeitete Idolenlehre lässt sich als eine erste systematische Form von Ideologiekritik verstehen. In dem zweiten Band, den wir in Auszügen lesen und diskutieren, entwickelt Bacon exemplarisch die Verfahrensweise einer induktiv arbeitenden, experimentellen Naturforschung. Ergänzend werden wir uns mit Bacons Utopie [i]New Atlantis[/i] befassen. Neben den wissenschaftstheoretischen, natur- bzw. technikphilosophischen und forschungspolitischen Aspekten des [i]Novum Organum[/i] sollen schließlich auch die textstrategischen und stilistischen Verfahren von Bacons Werks in den Blick genommen werden, um ihre Bedeutung und Funktion für sein projektiertes Forschungsprogramm zu reflektieren.
Literatur
Als Lektüregrundlage dient die zweisprachige (lateinisch-deutsche) Meiner-Ausgabe in zwei Bänden: Francis Bacon: [i]Neues Organon,[/i] hrsg. v. Wolfgang Krohn, Hamburg: Meiner 1990. Der erste Band wird zur Anschaffung empfohlen. Die Lektüre des zweiten Bandes wird in Auszügen digital bereitgestellt.
Voraussetzungen
Das einführende Proseminar setzt keine weiteren Vorkenntnisse, aber die Bereitschaft zu einer kontinuierlichen, gründlichen Lektüre, einer eigentständigen Erarbeitung von Kontextwissen und eine aktive Beteiligung an dem Online-Seminar voraus.
Das Seminar wird mit einer benoteten Prüfungsleistung in Form eines Essays abgeschlossen. Die Voraussetzungen dafür werden zusammen mit dem detaillierten Seminarprogramm in der ersten Sitzung erläutert.
Offizielle Kursbeschreibung
Das einführende Proseminar widmet sich der Lektüre von Francis Bacons Werk [i]Novum Organum[/i] (1620). Der Fokus der Lehrveranstaltung liegt auf der Erarbeitung von Zugangsweisen, Lektürehinsichten und Interpretationsansätzen für den philosophischen Klassiker.
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Francis Bacon gilt als Wegbereiter und Mitbegründer der modernen wissenschaftlichen Methode und als ein Visionär des technischen Fortschritts; sein Werk [i]Novum Organum[/i] (1620) markiert den Beginn der neuzeitlichen Philosophie und Wissenschaft. Das Buch ist Teil eines großangelegten, aber unabgeschlossen gebliebenen Projekts zur Erneuerung der Wissenschaften ([i]Instauratio Magna[/i]). Mit ihm wendet sich Bacon gegen die traditionelle Philosophie, die ihr Wissen dem [i]Organon[/i] des Aristoteles entsprechend mittels syllogistischer Verfahren, insbesondere deduktiver Schlüsse, zu erreichen sucht. Dieses alte, auf reine Erkenntnis ausgerichtete Wissensideal der Philosophie soll einer neuen, praxisorientierten Wissenschaft Platz machen. Beruhend auf einer neuen induktive Methode und durch experimentelle Naturforschung soll diese zu neuen technischen Erfindungen führen, mit denen sich die Lebensbedingungen der Menschen verbessern lassen. Das Vorhaben verbindet sich schließlich mit der Aussicht auf einen ultimativen Sieg der Technik über die Natur.
Das Ideal der umfassenden Naturbeherrschung ([i]imperium in naturam[/i]) hat Bacon schließlich in seiner berühmten Utopie [i]New Atlantis[/i] (1627) literarisch inszeniert, die in vielerlei Hinsicht das moderne technische Zeitalter antizipiert. Neben revolutionären Erfindungen aus dem Bereich der Biotechnologie, Nanotechnik, Elektroakustik oder Robotik findet sich darin die Vorstellung eines modernen Forschungsinstituts, das als ein komplexes, kollektives, generationenübergreifendes Unternehmen nur in der Kooperation und Koordination global verteilter Forschersubjekte erfolgreich sein kann.
Konsequenter Weise ist Bacons eigenes Werk, als individueller Forschungsbeitrag, unvollendet geblieben. Seine Vollendung hat er späteren Generationen überlassen. Konsequent ist Bacon auch im Stil seiner Untersuchung. Sie tritt nicht als systematische Abhandlung, sondern als Aphorismensammlung auf. Der experimentelle Charakter seines Forschungsprogramms schlägt sich so auch in der Form des Textes nieder, der nicht zuletzt wegen der historischen Distanz, die zwischen uns und seinem Entstehungskontext liegt, verschiedene Herausforderungen für zeitgenössische Leserinnen und Leser birgt.
Der Fokus der Lehrveranstaltung liegt auf der Erarbeitung von Zugangsweisen, Lektürehinsichten und Interpretationsansätzen für den philosophischen Klassiker. Dafür werden wir große Teile des Primärtextes lesen und diskutieren, wobei der Schwerpunkt auf dem ersten der beiden Bände des Werks liegt. Bacon skizziert darin die wesentlichen Züge seines neuen Forschungsprogramms und umreißt grundlegende Erkenntnishindernisse anthropologischen, kulturellen, historischen, religiösen und psychologischen Ursprungs, die den wissenschaftlichen Fortschritt behindern. Die von Bacon zum Zweck der Überwindung dieser Hindernisse ausgearbeitete Idolenlehre lässt sich als eine erste systematische Form von Ideologiekritik verstehen. In dem zweiten Band, den wir in Auszügen lesen und diskutieren, entwickelt Bacon exemplarisch die Verfahrensweise einer induktiv arbeitenden, experimentellen Naturforschung. Ergänzend werden wir uns mit Bacons Utopie [i]New Atlantis[/i] befassen. Neben den wissenschaftstheoretischen, natur- bzw. technikphilosophischen und forschungspolitischen Aspekten des [i]Novum Organum[/i] sollen schließlich auch die textstrategischen und stilistischen Verfahren von Bacons Werks in den Blick genommen werden, um ihre Bedeutung und Funktion für sein projektiertes Forschungsprogramm zu reflektieren.
Literatur
Als Lektüregrundlage dient die zweisprachige (lateinisch-deutsche) Meiner-Ausgabe in zwei Bänden: Francis Bacon: [i]Neues Organon,[/i] hrsg. v. Wolfgang Krohn, Hamburg: Meiner 1990. Der erste Band wird zur Anschaffung empfohlen. Die Lektüre des zweiten Bandes wird in Auszügen digital bereitgestellt.
Voraussetzungen
Das einführende Proseminar setzt keine weiteren Vorkenntnisse, aber die Bereitschaft zu einer kontinuierlichen, gründlichen Lektüre, einer eigentständigen Erarbeitung von Kontextwissen und eine aktive Beteiligung an dem Online-Seminar voraus.
Das Seminar wird mit einer benoteten Prüfungsleistung in Form eines Essays abgeschlossen. Die Voraussetzungen dafür werden zusammen mit dem detaillierten Seminarprogramm in der ersten Sitzung erläutert.
Offizielle Kursbeschreibung
Das einführende Proseminar widmet sich der Lektüre von Francis Bacons Werk [i]Novum Organum[/i] (1620). Der Fokus der Lehrveranstaltung liegt auf der Erarbeitung von Zugangsweisen, Lektürehinsichten und Interpretationsansätzen für den philosophischen Klassiker.
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Semester: WT 2020/21