Lehrinhalte
Egal ob es um Materialität, Kultur und Natur, die Macht der Klassifikation oder die Rolle des Raumes geht: Heutige Debatten um eine kulturwissenschaftliche und interdisziplinäre Fassung der Soziologie entdecken oftmals jene Texte wieder, die in der Gründungsphase des Faches entstanden sind. Daher erscheint es als äußerst fragwürdig, wenn die "Klassiker der Soziologie" n der universitären Ausbildung strikt von den "Ansätzen der Gegenwart" abgetrennt werden – ganz so als müsste man jenseits der aktuellen Forschung ein Reservat der Traditionspflege einrichten. Diese Vorlesung macht die Gründungsmomente der Disziplin lebendig, indem sie die sogenannten Klassiker als Kristallisationspunkte für aktuelle Problemstellungen vorstellt. Auf diese Weise werden die klassischen Texte der Soziologie als Inspiration für gegenwärtige Debatten und Theoriebildung erkennbar.

Eine solche Vorgehensweise ignoriert allerdings keineswegs die historische Natur des soziologischen Wissens. Die Aktualität des soziologischen Wissens, das im 19. Jahrhundert und am Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden ist, lässt sich nur verstehen, wenn man es in eine Geschichte der Disziplin selbst einbettet. Eine solche Geschichte zeigt auf, wie das "Soziale" als Gegenstandsbereich im Kontext des Kolonialismus, der politischen Auseinandersetzungen und als Teil der technisch-materiellen Bedingungen der Moderne entworfen wurde. Eine Genealogie der Soziologie spürt damit den Grenzziehungen nach, die das Selbstverständnis der modernen Gesellschaft geprägt haben.

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