Die Sprache der Natur- und Menschenrechte spielt in den politischen Debatten nach wie vor eine enorm wichtige Rolle, während sie im akademische Diskurs oft vernachlässig wird. Dabei ist klar, dass jede Art von liberaler politischer Theorie auf Werke der Naturrechtstheorie zurückgeführt werden kann - und das, obwohl die ersten Theorien explizit autoritär waren. Hobbes ist dafür ein repräsentatives, aber eben nicht außergewöhnliches Beispiel. Theoretiker wie Molina, Grotius und Selden befürworteten alle einen absolutistischen Staat. Die leitende Frage des Seminars ist daher, wie sich aus einer autoritären Tradition eine Rechtstheorie entwickelte, die auf liberale und dann auch auf demokratische Weise gelesen werden konnte, wie es bei den englischen Radikalen der 1640er Jahre der Fall war?

Als Rousseau im 18. Jahrhundert die gesamte Naturrechtstradition als konservativ verwarf und Grotius als sein Angriffsziel wählte, lag er theoretisch gesehen absolut richtig. Doch er machte dabei einen im heutigen Diskurs oft vernachlässigten Unterschied zwischen Naturrechtstheorie und Vertragstheorie, dem im Seminar weiter nachgegangen werden soll.

 

Primärliteratur:

Hugo Grotius: Drei Bücher über das Recht des Krieges und Friedens, in welchem das Natur- und Völkerrecht und das Wichtigste aus dem öffentlichen Recht erklärt werden, Erster Band, Leipzig: Verlag der Dürr’schen Buchhandlung 1877, Buch I, Kap. 1-2, Kap. 3-4.

Hugo Grotius: Drei Bücher über das Recht des Krieges und Friedens, in welchem das Natur- und Völkerrecht und das Wichtigste aus dem öffentlichen Recht erklärt werden, Erster Band, Leipzig: Verlag der Dürr’schen Buchhandlung 1877, Buch 2, Kap.1-6, Kap. 7-16.

Thomas Hobbes: Naturrecht und Allgemeines Staatsrecht in den Anfangsgründen/Elements of Law natural and politic, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1983, 1. Teil, S. 1-130.

Thomas Hobbes: Naturrecht und Allgemeines Staatsrecht in den Anfangsgründen/Elements of Law natural and politic, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1983, 2. Teil. S. 131-211.

Thomas Hobbes: Leviathan oder Stoff, Form und Gewalt eines kirchlichen und bürgerlichen Staates, Berlin: Akademie Verlag 2008.

Samuel Pufendorf: De offico, Berlin: Akademie-Verlag 1997, S. 93-233.

John Locke: Zweite Abhandlungen über die Regierung, in: Zwei Abhandlungen über die Regierung Frankfurt am Main: Europäische Verlagsanstalt Frankfurt/Europa Verlag Wien 1967, S. 197-366.

Jean-Jacque Rousseau: Sozialphilosophische und Politische Schriften, in Erstübertr. v. Eckhart Koch, Nachw. v. Iring Fetscher, München 1981.

 

 

Sekundärliteratur:

Knud Haakonssen: Natural Law and Moral Philosophy. From Grotius to the Scottish Enlightenment, Cambridge 1996.

Gerald Hartung: Die Naturrechtsdebatte. Geschichte der ‚Obligatio‘ vom 17. bis 20. Jahrhundert, 2. Aufl., Freiburg/Brsg. 1999.

Richard Tuck: Natural Rights Theories: Their Origin and Development. Cambridge: Cambridge University Press 1979.

Richard Tuck: Hobbes: A Very Short Introduction. Oxford: Oxford University Press 1989.

Richard Tuck: Philosophy and Government 1572–1651. Cambridge: Cambridge University Press 1993.

Richard Tuck: The Sleeping Sovereign. Cambridge: Cambridge University Press 2016.


Semester: SoSe 2021