Digitale Lehre
Das Seminar findet virtuell statt, in einer Mischform von eigener Textlektüre und live-streaming Zoom-Terminen, die der Diskussion und gemeinsamen Texterschließung dienen sollen. Zu Vertiefung wird es ein begleitendes Tutorium geben. Weitere Informationen zum Ablauf des Seminars erhalten Sie in der Eröffnungssitzung sowie auf Moodle. 

Lehrinhalte
Maurice Merleau-Ponty legt mit seinem Hauptwerk Phänomenologie der Wahrnehmung einen „dritten Weg“ in der Phänomenologie vor, der die Husserl’sche Konstitutionslehre mit der Heidegger’schen Existenzialanalyse verbindet. Merleau-Pontys Ausgangspunkte sind die Leiblichkeit und die Wahrnehmung: Im verleiblichten Zur-Welt-Sein (être-au-monde), das jeder Subjekt-Objekt-Differenz vorhergeht, findet Merleau-Ponty ein sich generierendes Feld von Sinn. Dieses Sinnfeld verweist nicht mehr (nur) auf eine sinngebende Instanz (qua Subjekt, Intentionalität, Bewusstsein) zurück, sondern ist ein „fungierendes“ Geschehen, ein Feld, das in Form einer sich differenzierenden Gestalt beschreibbar wird. Insofern wendet Merleau-Ponty das zentrale Thema der Phänomenologie, die Überwindung der Subjekt-Objekt-Spaltung in der Sichtbarmachung eines Vollzugsgeschehens, in radikaler Weise auf das Feld der Leiblichkeit, der Wahrnehmung und des „Zwischen“ an.

Dieser Ausgangspunkt führt ihn zu einer Kritik sowohl empiristischer wie auch intellektualistischer Erklärungen von Wahrnehmung und pathologischen Leibphänomenen und bringt ihn gleichzeitig in einen intensiven Dialog mit anderen Wissenschaften und Denkrichtungen: Gestalttheorie, Strukturalismus und Psychologie sind entscheidende Gesprächspartner für seine Theoriebildung, ebenso Psychoanalyse, Ethnologie, und Soziologie. Das Werk beschränkt sich aber bei Weitem nicht nur auf Wahrnehmungs- und Leiblichkeitsanalysen als Spezialgebiet – vielmehr entwickelt Merleau-Ponty daraus einen gesamtphilosophischen Ansatz, der auch Themen wie Intersubjektivität, Zeitlichkeit und Freiheit umfasst.

Im Seminar lesen wir ausgewählte Passagen, um so einen Überblick über die reichhaltigen Themen der Phänomenologie der Wahrnehmung zu bekommen.

Literatur
Merleau-Ponty, Maurice: Phänomenologie der Wahrnehmung. Berlin: de Gruyter, 1966.

Voraussetzungen
Das Seminar richtet sich an fortgeschrittene Studierende. Kenntnisse in der Phänomenologie sind von Vorteil, werden aber nicht vorausgesetzt.

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Semester: SoSe 2021