Digitale Lehre
Das Seminar findet überwiegend als digitale Veranstaltung statt. Die gemeinsamen Seminarsitzungen werden über zoom abgehalten (Block I zu Semesterbeginn; Block II in der Semestermitte). In moodle werden Gruppenarbeitsräume eingerichtet, in denen die Mitglieder einer Projektgruppe Materialien ablegen und sich austauschen können. Die Projekt- und Feldarbeitsphasen werden über Newsgroups und Online-Sprechstunden gecoacht.

Das Lehrforschungsprojekt ist in seiner Gesamtkonzeption für zwei Semester ausgelegt. Ob die zweite Hälfte im WiSe 2021/22 digital oder in Präsenz stattfindet, ist aktuell noch nicht abzusehen.

Lehrinhalte
Durch die angeordnete Schließung von Geschäften, Restaurants, Cafés und Begegnungsstätten im Zuge der Corona-Pandemie sind Innenstädte nahezu verwaist. Insbesondere in Stadtvierteln, die bereits vorher von Leerständen, Geschäftsschließungen, Flächenversiegelung und einem hohen Verkehrsaufkommen betroffen waren, zeigen sich städtebauliche und funktionale Mängel nun mit noch mehr Deutlichkeit.
Die pandemiegerechte und nachhaltige Belebung von Innenstädten stellt Städteplaner und Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung daher vor zusätzliche Herausforderungen und erweitert den Fokus nachhaltiger Stadtentwicklung. Informationen zu Problemen müssen angesichts der neuartigen Pandemielage systematisch erhoben und ausgewertet werden. Die Planung von Maßnahmen einer pandemiegerechten und nachhaltigen Innenstadtentwicklung erfordert zudem eine frühzeitige Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern, um Maßnahmen bedarfsgerecht zu entwickeln und potenzielle Interessenkonflikte angemessen zu berücksichtigen.

Im Lehrforschungsprojekt erproben die Studierenden den praktischen Umgang mit diesen Herausforderungen über zwei Semester hinweg. Auf Basis theoretischer Grundlagen zu verwaltungspolitischen und stadtplanerischen Anforderungen an eine pandemiegerechte und nachhaltige Innenstadtentwicklung starten die Studierenden zügig in die eigenständige Forschungsarbeit „im Feld“. Für das Fallbeispiel Darmstadt Mollerstadt sammeln sie unter anderem Daten zu Verkehrs- und Fußgängerströmen, der Nutzungsauslastung verschiedener Verkehrsmittel oder Geschäftsleerständen, um auf Basis dieser Daten eine erste Übersicht über Probleme in der Mollerstadt zu ermitteln. Sie lernen im Rahmen des Seminars, diese Informationen mithilfe von Geodatenanalysen auszuwerten und beispielsweise mit so genannten „storytelling maps“ zu visualisieren.

In einem zweiten Schritt konzipieren die Studierenden Fragebögen, mit denen die Bedürfnisse von Anwohnern und Geschäftsinhabern der Mollerstadt erhoben werden, um die Erkenntnisse aus der Geodatenanalyse zu ergänzen. Die Studierenden führen diese Befragungen selbst mit verschiedenen aktivierenden Erhebungsverfahren durch. Ihre Erkenntnisse zu Problemlagen und Bedarfen präsentieren sie zum Semesterabschluss im Rahmen einer gemeinsamen Veranstaltung Vertretern der Stadt Darmstadt und interessierten Bürgern. Im Wintersemester 21/22 vertiefen sich die Studierenden in die Auswertung der erhobenen Daten und leiten erste Handlungsempfehlungen für eine pandemiegerechte, nachhaltige Quartiersentwicklung daraus ab. Das zweite Semester des Forschungsprojektes wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen.

Die Lehrveranstaltung ist als interdisziplinäres Lehrforschungsprojekt konzipiert, in dem Studierende der Politik-und der Umweltingenieurswissenschaften, der Geodäsie und des Bauingenieurswesens gemeinsam in Teams arbeiten und sich fachlich und methodisch ergänzen. Die Lehrveranstaltung kombiniert Elemente des Online-Lernens mit Praxisphasen. In intensiver Betreuung werden die Studierenden mit der Analyse und Visualisierung von Geodaten sowie mit Techniken und der Anwendung empirischer Sozialforschung im Rahmen von Bürgerbefragungen vertraut gemacht. Sie erwerben wichtige Kompetenzen, um – etwa im Rahmen einer Abschlussarbeit – eigenständig empirisch zu arbeiten. Auf diese Weise wird ein Format des interdisziplinären blended learnings erprobt und erfahrungsbasiert weiterentwickelt.

[u]Lernziel:[/u]

Die Studierenden….

-        erwerben grundlegende interdisziplinäre Kenntnisse zu den faktischen Grundlagen und Wirkzusammenhängen einer nachhaltigen Stadtplanung,

-        machen sich mit Möglichkeiten und Grenzen der nachhaltigen Stadtentwicklungsplanung und Bürgerbeteiligung in kommunalen Entscheidungsprozessen unter den Bedingungen des aktuellen Pandemiegeschehens vertraut,

-        erhalten eine Einführung in grundlegende Techniken der empirischen Sozialforschung im Bereich der Erstellung und Bearbeitung von Datensätzen, Interviewtechniken sowie der Durchführung statistischer Analysen

-        arbeiten mit Geodaten (z.Bsp. Verkehrsströmen, Rent-A-Bike-Nutzung, Passantenbewegungen) und lernen deren Aufbereitung, Visualisierung und Nutzbarmachung für sozialwissenschaftliche Fragestellungen kennen,

-        sind in der Lage interdisziplinär und teamorientiert an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten,

-        erwerben praktische Erfahrung und Übung in der Planung und Durchführung empirischer Forschungsprojekte von der Präsentation der Forschungsergebnisse (SoSe 21) bis hin zur Erstellung eines Ergebnisberichts (WiSe 21/22)

Literatur
Bunzel, Arno; Kühl, Carsten (2020): Stadtentwicklung in Coronazeiten – eine Standortbestimmung: Difu Sonderveröffentlichung.

Friesecke, Frank (2020): Stadtplanung und Raumentwicklung in Zeiten vor und nach Corona. In: zfv - Zeitschrift für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, 145, S. 144-149.

Martens, Jens (2017): Agenda 2030 kommunal. Die Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele in Städten und Gemeinden: Global Policy Forum Europe e.V.

Koch, Florian; Krellenberg, Kerstin; Reuter, Klaus; Libbe, Jens; Schleicher, Katharina; Krumme, Klaus et al. (2019): Wie lassen sich die Sustainable Development Goals umsetzen? Herausforderungen für Städte in Deutschland und die Rolle der Planung. In: disP-The Planning Review 55 (4), S. 14–27.

 

Erwartete Teilnehmerzahl
25

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Semester: Verão 2021