Offizielle Kursbeschreibung
Nachdem Boom endete die Zuversicht. Die 1970er Jahre sind ins Zentrum historiographischer Reflexion über die Periodisierung des 20. Jahrhunderts gerückt: In einer zunehmend als global verstrickt wahrgenommenen Welt bündelten sich in dieser Phase Wandlungsprozesse, die höchst unterschiedliche zeitliche Verläufe hatten, in ihrer Gleichzeitigkeit aber eine grundlegende Wasserscheide des 20. Jahrhunderts darstellten. Die langen 1970er Jahre werden in dieser Erzählung als unmittelbare und ambivalente Vorgeschichte der Gegenwart beschrieben, das Jahrzehnt steht für Krise und Aufbruch zugleich.

Hierbei fielen mehrere Veränderungsprozesse zusammen und leiteten tektonische Verschiebungen der internationalen Beziehungen ein: Mit dem Ölpreisschock von 1973 endete die wirtschaftliche Hochphase der Nachkriegszeit, neue weltwirtschaftliche Strukturen entstanden; die neuen sozialen Bewegungen leiteten nach den Studierendenproteste 1968 einen nachhaltigen Wandel zivilgesellschaftlichen Aktivismus ein; die Menschenrechte und humanitäres Engagement stiegen zu wichtigen weltpolitischen Handlungsfeldern auf; der Kalte Krieg entspannte sich erst, verschärfte sich mit dem sowjetischen Einmarsch in Afghanistan 1979 dann aber wieder; zuletzt schließlich verschob sich das ökonomische, politische und soziale Verhältnis zwischen dem globalen Süden und Norden.

Die Übung betrachtet jüngere historiographische Ansätze die 1970er Jahre zu analysieren. Wie hat die Geschichtswissenschaft das Jahrzehnt gedeutet, wie ordnen Historikerinnen und Historiker die 1970er Jahre in längere Entwicklungen ein? Dabei wirft die Übung einen Blick auf neuere methodische Ansätze, Versuche der Periodisierung und Kontroversen, die die Historiographie zuletzt bewegt haben.

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Semester: WT 2021/22