Lehrinhalte
Die Erfahrung von Zeit ist eine Grundbedingung jeder Geschichtsschreibung. Geschichte ist undenkbar ohne ein Konzept von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Historische Arbeiten rekonstruieren zeitliche Verläufe, also Vorbedingung, Entstehung, Entwicklung und Ende eines Phänomens. Eine der wichtigsten Aufgaben von Historikern ist die Bestimmung und Charakterisierung von Epochen, mithin von Abschnitten auf der ‚Zeitachse‘. Interessanterweise hat sich die historische Forschung bis vor wenigen Jahren nur selten mit den theoretischen und konzeptuellen Grundlagen ihres Zeitverständnisses befasst. Seit rund einem Jahrzehnt begann jedoch eine breite Reflexion über Zeit und Zeitlichkeit in den Geschichtswissenschaften. Diese Reflexion hat zwei Dimensionen: Zum einen die Frage nach den Grundlagen des wissenschaftlichen Zeitverständnisses; zum anderen aber auch die Frage nach der Konstruktion von Zeitregimen in vergangenen Epochen. Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass Zeit nicht objektiv gegeben ist, sondern als gemessenes oder auf andere Weise wahrgenommenes Phänomen stets Menschenwerk ist. Damit gilt auch: Zeit ist historisch wandelbar; mit Zeit wurde und wird Politik gemacht. Beide Dimensionen des Themas behandelt das Seminar. Der Schwerpunkt liegt auf dem 19. und 20. Jahrhundert.
 

Literatur
Geppert, Alexander C. T./ Kössler, Till (Hrsg): Obsession der Gegenwart. Zeit im 20. Jahrhundert, Göttingen 2015.

Koselleck, Reinhart: Zeitschichten. Studien zur Historik, Frankfurt a.M. 2000.

Landwehr, Achim: Von der "Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen"; in: Historische Zeitschrift 295 (2012), S. 1–34.

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