Digitale Lehre
Das Seminar findet soweit möglich in Präsenz statt.

Lehrinhalte
Biodiversität heißt Vielfalt des Lebendigen.

Wenige Vorhaben werden heutzutage emotionaler diskutiert als solche, diese Vielfalt, - meist unter dem Titel "die Natur" oder auch unter dem Stichwort "Ökosysteme" - zu schützen, zu erhalten, die darin lebenden Tiere und Pflanzen vor "dem Aussterben" zu bewahren.
Sie haben gemeinhin auch gute Chance, Spenden zu bekommen, wenn darum gebeten wird. 
Doch was ist eigentlich genau das moralische Problem und wer ist zuständig, es zu beheben? 
Was ist z.B. moralisch besonders verwerflich daran, wenn der letzte seiner Art stirbt im Unterschied dazu, wenn ein Individuum von vielen stirbt? 
Auf welche Art von Ethik beziehen wir uns dabei? Von der atheistischen Umweltaktivistin bis zum Papst scheinen sich hierbei sehr verschiedene Menschen darin einig zu sein, dass "etwas passieren" muss. Wie kann es sein, dass sich dennoch nicht viel tut?

Wir leben seit einiger Zeit im sogenannten "Anthropozän". Damit ist gemeint, dass auch auf lange geologische Zeiträume gesehen "der Mensch" derzeit den größten Einfluss auf das Schicksal der Erde hat. Der Homo sapiens, als eine der Millionen von Arten, die die Erde bewohnen, vermehrt sich immer mehr und viele andere Arten dagegen immer weniger. Ja, Arten sterben in dramatischen Ausmaßen aus. Und das eine hängt mit dem anderen ursächlich zusammen. 
Das wirft freilich Fragen auf: 
Wie ist es dazu gekommen? Wie und warum sollte Biodiversität geschützt werden?  Ist das Aussterben von Arten wirklich eine schreckliche oder nicht vielmehr evolutionsbiologisch gesehen eine ganz normale Entwicklung?
Wer hat sie gewollt, wer nicht verhindert? Wer hat ein Interesse dran, dass sie gestoppt wird und wer nicht? Wäre sie überhaupt wieder zu stoppen? Wie könnte eine nachhaltige Entwicklung aussehen? 

Das alles sind schwierige und auch philosophisch relevante Fragen, stehen doch menschliche Selbstzuschreibungen zur Diskussion, wie Freiheit, Vernunft und Wille. Daneben taucht die unbequeme Frage auf, was eigentlich die Natur des Menschen von der Natur um uns herum unterscheidet, wo also die Natur endet und die Kultur anfängt, und wer das wie festlegt.
Nicht zuletzt werden wir uns der Frage stellen müssen, was es praktisch und damit auch politisch bedeutet, solch eine große technische Macht über unsere eigenen biologischen Lebensgrundlagen zu haben. Reicht unser theroretisches und technisches Wissen, um mit ihrer Hilfe bewusst etwas Gutes aus der menschlichen Zukunft auf der Erde zu machen? Und wenn ja, was genau wäre dieses Gute? Womit wir auch bei der alten philosophischen Frage nach dem "guten Leben" angekommen wären. Vielleicht können uns also selbst zu diesen historisch recht neuen Fragen ganz alte philosophische Gedanken weiterhelfen.

Im Lauf des Seminars werden wir uns unter anderem mit den genannten Begriffen und Fragen auseinandersetzen, dabei aber auch immer im Blick behalten, welche Relevanz das Thema für den Schulunterricht hat und wie man es dort sinnvoll einbringen kann. 

Literatur
Einen einführenden Überblick zum Thema Biodiversität aus eher biologischer Sicht finden Sie auf der Seite des Funkkollegs Biologie und Ethik des Hessischen Rundfunks von 2017/18

https://funkkolleg-biologie.de/themen/18-artenschwund-die-geschichte-der-biodiversitaet/

Filmdokumentationen zum Artenschwind gibt es zu diesem Thema viele. TerraX hat z.B. zum Thema "Anthropozän" eine Doku-Serie mit drei Folgen produziert, die in der Mediathek des ZDF abrufbar ist. Sie geht die Frage nach dem Anthropozän geschichtlich an. 

Betrachten Sie diese Vorschläge auch als mögliche Quellen von Unterrichtsmaterialien. Wir werden uns im Seminar auch damit beschäftigen, wie sie einzuschätzen und einzusetzen sind. 

Eine wesentliche Grundlage der Diskussion über die weltweiten Biodioversitätsbestrebungen ist die "Konvention über die Biologische Vielfalt".  Auf der Homepage des Instituts für Biodversität in Regensburg finden Sie dazu viele nützliche Informationen, u.a. die [url=https://biodiv.de/biodiversitaet-infos/konvention-ueber-die-biologische-vielfalt.html]"Aichi-Ziele"[/url], die eigentlich bis 2020 weltweit hätten verwirklicht werden sollen.

Voraussetzungen
Das Seminar richtet sich an fachlich fortgeschrittene Studierende. Das heißt, die Teilnahmevoraussetzung für das Seminar ist der erfolgreiche Abschluss der folgenden vier Module:

1. Modul 1A-1 Einführung in die Philosophie -Methoden und Begriffe
2. Modul 1A-2 Einführung in die Philosophie -Handeln und Verstehen
3. Modul 2A-1 Logik und Argumentation
4. Modul 3A-1 Reflexion normativer Ordnungen

Für den BA of Education werden nur die Module 1A-1 und 1A-2 vorausgesetzt.

Zum Nachweis bringen Sie bitte eine TUCaN-Leistungsübersicht oder eine entsprechende schriftliche Erklärung ins Seminar mit. Falls die maximale Teilnehmendenzahl Raum dafür lässt, können bis maximal fünf Plätze an Studierende vergeben werden, die die empfohlenen Voraussetzungen nicht vollständig erfüllen.

Erwartete Teilnehmerzahl
15-20

Nachhaltigkeitsbezug der Veranstaltungsinhalte
Nachhaltigkeit ist ein wichtiger Begriff des Seminars.

Online-Angebote
Zum Seminar wird ein moodle - Kurs eingerichtet, in dem alle weiteren Informationen zu finden sind.

Semester: ST 2022