Lehrinhalte
Bei der Postphänomenologie handelt es sich um eine Art und Weise phänomenologischen Denkens über Technik, die den Fokus auf die technische Vermitteltheit des Verhältnisses von Mensch und Welt legt. Das grundsätzliche methodische Fundament der Postphänomenologie basiert auf dem Werk [i]Technology and the Lifeworld[/i] des amerikanischen Philosophen Don Ihde. Ausgehend von seiner These der [i]technological mediation[/i], i.e. der grundsätzlichen technischen Vermitteltheit des Verhältnisses von Mensch und Welt, unterscheidet Ihde zwischen vier prototypischen Arten und Weisen dieser Vermittlung und analysiert, wie Technik das Verhältnis des Menschen zur Welt verzerrt, verstärkt und verändert. Dabei verfolgt er mit der Postphänomenologie den Anspruch, sich technischen Artefakten ohne metaphysische Vorannahmen zu nähern und pragmatisch die Signifikanz von Technik für die menschliche Lebenswelt zu untersuchen. Ihdes Überlegungen wurden prominent von dem niederländischen Philosophen Peter-Paul Verbeek und anderen aufgegriffen und weiterentwickelt. Bis heute erfreut sich die Postphänomenologie großer Beliebtheit, vor allem aufgrund ihres Anspruches auf metaphysische Neutralität zwischen Technikoptimismus und -pessimismus, Instrumentalismus, Determinismus und Essenzialismus. Trotz der weiten Verbreitung postphänomenologischer Begriffe, Methoden und Analysen wird die Postphänomenologie auch immer wieder hinsichtlich ihres Selbstanspruchs und ihres tatsächlichen philosophischen Gehalts kritisiert.

Ziel des Seminars ist die Erarbeitung der theoretischen und praktischen Grundlagen der Postphänomenologie anhand einschlägiger Texte (Ihde, Verbeek, neuere Vertreter*innen), sowie die kritische Reflexion, Bewertung und Einordnung der Postphänomenologie als philosophische Disziplin.

Voraussetzungen
Trotz des Einführungscharakters des Seminars sind Grundkenntnisse in phänomenologischen Theorien und Begrifflichkeiten von Vorteil. Lediglich die Bereitschaft zur intensiven Lektüre der Texte, zur Debatte im Plenum und zur Präsentation Ihrer Arbeitsergebnisse in Wort und Schrift wird vorausgesetzt.

Weitere Informationen
Die Literatur für das Seminar ist fast ausschließlich in englischer Sprache erhältlich.

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Semester: ST 2022