Lehrinhalte
Schon vor Jahrtausenden haben Menschen damit begonnen, biologische Substanzen und Körper über ihre natürliche Lebenszeit hinaus haltbar zu machen. Doch erst innerhalb der letzten Jahrzehnte wurde die Möglichkeit geschaffen, lebendige Zellen, Gewebe und Organe dauerhaft zu speichern, indem sie in einen künstlichen Winterschlaf (suspended animation) versetzt werden. Auf dieser kältetechnischen Grundlage beruhen inzwischen vielfältige Errungenschaften der modernen Medizin und Biotechnologie wie etwa die Entwicklung und Bereitstellung von Blutkonserven oder Impfstoffen oder die Erforschung biologischer Prozesse. Aber auch unsere Lebensmittelversorgung ist ohne den Einsatz von Kältekonservierung inzwischen undenkbar. Neben der alltäglichen Nutzung von Kühl- und Gefrierschränken werden landwirtschaftlich wichtige Pflanzensorten und Tierrassen mit der Hilfe von Samenbanken gezüchtet und konserviert. Insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel und ein zu befürchtendes Artensterben dienen Biobanken zunehmend als Infrastrukturen zur Sicherung der Biodiversität.
Was genau aber ist Biobanking eigentlich für eine Tätigkeit, was ist das kältekonservierte Leben eigentlich für ein Gegenstand und welche technik-, sozial- und naturphilosophischen Implikationen verbinden sich damit? Diese Fragen wollen wir in dem Seminar im Hinblick auf einige paradigmatische Beispiele im Kontext ausgewählter Literatur zum Thema diskutieren. Im Zentrum wird dabei vor allem die Frage stehen, was mit dem Leben passiert, wenn es zum Inhalt eines Archivs geworden ist das seinerseits in einer eigentlichen Funktion selbst noch genauer zu bestimmen ist: Sind Biobanken eher Schatzkammern, die lediglich dem Erhalt wertvoller Dinge dienen oder sind es eher Banken, die diese Werte erst erzeugen, indem sie Investitionen in die Zukunft tätigen, spekulieren? Was ist das überhaupt für eine Art von Wert, die in Biobanken aufbewahrt oder geschaffen wird? Und welche Rolle spielt er für das Leben in modernen Gesellschaften? Neben den technowissenschaftlichen Grundlagen der Kryokonservierung werden wir uns daher auch mit werttheoretischen Fragen und Probleme einer Biopolitik des gekühlten Lebens befassen.
Literatur
Die Lektüregrundlage des Seminars wird in der ersten Sitzung bzw. über Moodle bekannt gegeben.
Voraussetzungen
Voraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar ist die Bereitschaft, sich auf ein komplexes Themengebiet einzulassen und sich regelmäßig und aktiv an der Seminardiskussion zu beteiligen. Die genauen Voraussetzungen für das Ablegen von Studien- und Prüfungsleistungen werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
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Schon vor Jahrtausenden haben Menschen damit begonnen, biologische Substanzen und Körper über ihre natürliche Lebenszeit hinaus haltbar zu machen. Doch erst innerhalb der letzten Jahrzehnte wurde die Möglichkeit geschaffen, lebendige Zellen, Gewebe und Organe dauerhaft zu speichern, indem sie in einen künstlichen Winterschlaf (suspended animation) versetzt werden. Auf dieser kältetechnischen Grundlage beruhen inzwischen vielfältige Errungenschaften der modernen Medizin und Biotechnologie wie etwa die Entwicklung und Bereitstellung von Blutkonserven oder Impfstoffen oder die Erforschung biologischer Prozesse. Aber auch unsere Lebensmittelversorgung ist ohne den Einsatz von Kältekonservierung inzwischen undenkbar. Neben der alltäglichen Nutzung von Kühl- und Gefrierschränken werden landwirtschaftlich wichtige Pflanzensorten und Tierrassen mit der Hilfe von Samenbanken gezüchtet und konserviert. Insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel und ein zu befürchtendes Artensterben dienen Biobanken zunehmend als Infrastrukturen zur Sicherung der Biodiversität.
Was genau aber ist Biobanking eigentlich für eine Tätigkeit, was ist das kältekonservierte Leben eigentlich für ein Gegenstand und welche technik-, sozial- und naturphilosophischen Implikationen verbinden sich damit? Diese Fragen wollen wir in dem Seminar im Hinblick auf einige paradigmatische Beispiele im Kontext ausgewählter Literatur zum Thema diskutieren. Im Zentrum wird dabei vor allem die Frage stehen, was mit dem Leben passiert, wenn es zum Inhalt eines Archivs geworden ist das seinerseits in einer eigentlichen Funktion selbst noch genauer zu bestimmen ist: Sind Biobanken eher Schatzkammern, die lediglich dem Erhalt wertvoller Dinge dienen oder sind es eher Banken, die diese Werte erst erzeugen, indem sie Investitionen in die Zukunft tätigen, spekulieren? Was ist das überhaupt für eine Art von Wert, die in Biobanken aufbewahrt oder geschaffen wird? Und welche Rolle spielt er für das Leben in modernen Gesellschaften? Neben den technowissenschaftlichen Grundlagen der Kryokonservierung werden wir uns daher auch mit werttheoretischen Fragen und Probleme einer Biopolitik des gekühlten Lebens befassen.
Literatur
Die Lektüregrundlage des Seminars wird in der ersten Sitzung bzw. über Moodle bekannt gegeben.
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Voraussetzung für die Teilnahme an dem Seminar ist die Bereitschaft, sich auf ein komplexes Themengebiet einzulassen und sich regelmäßig und aktiv an der Seminardiskussion zu beteiligen. Die genauen Voraussetzungen für das Ablegen von Studien- und Prüfungsleistungen werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
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Semester: SoSe 2022