Lehrinhalte
Die Frage nach der Zukunft der Mittelschicht hat gleichermaßen öffentliche Debatten und sozialwissenschaftliche Forschungen angeregt.  Die Mittelschicht gilt als gefährdet. Die meisten dazu entwickelten Forschungsansätze verwenden allerdings ausschließlich hochaggregierte Daten und befassen sich überwiegend mit der standardisierten Erhebung von Abstiegssorgen und Mobilitätsprozessen von Mittelschichtsangehörigen. Dabei bleiben Fragen der praktischen Lebensführung und der konkreten Lebenssituation meist ausgeblendet. Welche Ängste und Reaktionen werden durch Statusbedrohungen provoziert? Zu den vernachlässigten Forschungsthemen gehören zum Beispiel Fragen der Ausdeutung und Bewältigung von Unsicherheiten, Strategien des Statuserhaltes wie auch Fragen nach Abgrenzungs- und Ausgrenzungsreaktionen gegenüber anderen. Das vierstündige und auf zwei Semester angelegte Lehrforschungsprojekt greift diese Fragen auf, stellt entsprechende Forschungsarbeiten vor, vermittelt die methodologischen und theoretischen Ziele der qualitativen Sozialforschung sowie die einzelnen methodischen Verfahren (Eingrenzung der Fragestellung/Untersuchungsgegenstand, Forschungsdesign, Auswahl von Interviewpartnern, Feldzugang, Leitfaden für Interviews erstellen, Transkription, Codieren und Analysieren des Interviewmaterials sowie das Schreiben von Forschungsberichten). Dabei sollen sich die TeilnehmerInnen mit dem qualitativen Verfahren am Beispiel von Leitfadeninterviews und unter Umständen auch von ethnografischen Verfahren in eigenen Studien vertraut machen. Unterschiedliche Themen rund um die Frage der Mittelschicht sind möglich und können von den Teilnehmern selbst ausgewählt werden.

Literatur
Bourdieu, Pierre (1982): Die Feinen Unterschiede. Frankfurt a. Main: Suhrkamp.

Przysborski, Aglaja und Monika Wohlrab-Sahr (2008): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. München: Oldenbourg.

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Semester: ST 2022