Offizielle Kursbeschreibung
Das Begriffspaar „Gemeinschaft und Gesellschaft“ besitzt eine lange, wechselvolle Geschichte in der Soziologie. Es handelt sich dabei nicht nur um eine neutrale Topologie, die zur Strukturbeschreibung sozialer Formen herangezogen wurde. An die semantische Ausdifferenzierung einer warmen, innigen und authentischen Gemeinschaft von einer distanzierten, entfremdeten und vertragsbasierten Gesellschaft heftete sich gleichermaßen eine politisch wie ethisch aufgeladene Programmatik, welche die Leitbilder des Zusammenlebens in der Moderne nachhaltig geprägt hat. In diesem Seminar wollen wir uns der Geschichte und Gegenwart dieser Begriffsopposition über Texte von Ferdinand Tönnies, Max Weber, Georg Simmel, Helmuth Plessner, Roland Barthes, Roberto Esposito u.a. widmen. Die unterschiedlichen theoretischen Positionen, welche entweder die utopischen oder abgründigen Seiten von Gemeinschaft bzw. Gesellschaft betonen oder aber diese Unterscheidung gänzlich unterlaufen, werden dabei stets im Zusammenhang mit den historischen Grabenkämpfen der jeweiligen Zeit gelesen. Außerdem fragen wir danach, von wem und in welcher Form aktuell die Rhetorik von Gemeinschaft und Gesellschaft in Anspruch genommen wird.

Literatur

Zum Einstieg: Rosa, Hartmut u.a. (2018): Theorien der Gemeinschaft zur Einführung. Junius

Zur vertiefenden Lektüre: Vogl, Joseph (Hg.) (1994): Gemeinschaften. Positionen zu einer Philosophie des Politischen. Suhrkamp

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Semester: WiSe 2022/23