Die Gründer der Soziologie waren gleichermaßen Wirtschafts-wie Gesellschaftstheoretiker, was sich aus den Titeln ihrer Hauptwerke direkt ablesen läßt: K. Marx „Das Kapital“, M. Weber „Wirtschaft und Gesellschaft“, E. Durkheim „Die Arbeitsteilung“, G. Simmel „Philosophie des Geldes“. Umgekehrt griffen die frühen Wirtschaftswissenschafter (z.B. Adam Smith) auch soziale („moralische“)Fragen auf. Diese enge Verbindung ist seit den 1920er Jahren vollständig verloren gegangen. Die Volkswirtschaft ignorierte seitdem die Soziologie und den Soziologen ging das Interesse an der Wirtschaft verloren . Beide gingen getrennte Wege. Diese Situation hat sich auf der Seite der Soziologie seit den 1980er Jahren –ausgehend von den USA- grundlegend verändert. Diese „Neuere“ Wirtschaftssoziologie  ist inzwischen auch in Europa eine der dynamischsten soziologischen Teil-Disziplinen. Die Kernfrage dabei ist die soziale Einbettung wirtschaftlichen Handelns. Welche sozialen, politischen und kulturellen Voraussetzungen haben die zentralen wirtschaftswissenschaftlichen Kategorien „Märkte“, „Preise“ und „Unternehmen“? Und welche Folgen haben moderne wirtschaftliche Strukturen – z.B. die Einbeziehung immer weiterer Lebensbereiche in den Warentausch wie etwa die Vermarktlichung des CO2 Ausstoßes, des Gesundheitswesens, der  Müllabfuhr und des Musikkonsums auf unser soziales Leben?

In dem Seminar werden die Theorien und die empirischen Forschungen dieser Neueren Wirtschaftssoziologie behandelt.



Semester: Verão 2023