Digitale Lehre
Im Internet lassen sich Radikalisierungen beobachten: Der Hass im Netz wird trotz aller Gegenmaßnahmen extremer und offline wirksam. Längst beschränkt er sich nicht mehr auf Shitstorms und Flamewars: Er zeigt Züge einer Bewegung, die nicht einfach nur die Grenzen des Sagbaren verschieben will, sondern für die Gewalt und revolutionärer Umsturz auf die Tagesordnung gekommen sind. Die Phänomene sind nicht kontingent, sondern hängen offenbar von Nutzungspraxen sozialer Medien ebenso ab wie von gezielt herbeigeführten Kampagnen, die insbesondere von der Neuen Rechten (in Europa) bzw. der Alt-Right (in den USA) ausgehen. Dabei ist es gerade die Neue Rechte, die einen intellektuellen Anspruch erhebt, philosophische Literatur rezipiert und die Radikalisierung im Netz strategisch diskutieren, wenn nicht befeuern will. Zudem zeigt sich eine neue Form des Terrorismus: Einzelne, radikalisierte und in der Regel männliche Täter, in deren Manifesten sich Gewalt-, Männlichkeits- und Netzdiskurse miteinander verbinden, bevor sie die Waffe in die Hand nehmen.

“(Digitaler) Faschismus?” – Der Titel ist Provokation und Frage: Haben wir es bei den genannten Phänomenen mit einer Art Faschismus zu tun? Ist dieser Begriff nur zur Diskreditierung eines Gegners geeignet, der angeblich nichts mit dem historischen Faschismus oder Nationalsozialismus zu tun haben kann? Oder beschreibt er – Stichwort: Mobilmachung von Gewalt – die Phänomene überzeugend? Ist es also vielleicht doch ein (neuer) Faschismus unter digitalen Vorzeichen? Lässt sich dann mit den Mitteln der Faschismusforschung hier etwas ausrichten oder sollten wir die genannten Phänomene mit einem ganz anderen Vokabular beschreiben? Aber mit welchem?
 

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Studierende können für den Besuch der Ringvorlesung Kreditpunkte erwerben. Voraussetzung dafür ist das erfolgreiche Bestehen einer Klausur, die in der letzten Semesterwoche geschrieben wird.

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Semester: ST 2023