Digitale Lehre
Prof. Dr. Peter Euler Sommersemester 2023

[h2]Nicht-Nachhaltigkeit Verstehen als Allgemeinbildung[/h2]

Inhalt des Seminars
Die Umweltkrise ist zur katastrophalen Normalität geworden und daher auch die Forderung nach einer sog. „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Bildungssystem angekommen, aber eben als was? Der Name darf nicht schon als Einlösung des in ihm enthaltenen Versprechens auf eine nachhaltige Entwicklung begriffen werden.


[b][h3]„Was wir ändern müssen, wenn wir bleiben wollen.“[/h3] [/b]Ernst Ulrich von Weizsäcker


[b][h3]„Wir haben kein Umweltproblem, sondern ein Gesellschaftsproblem.“ [/h3][/b]Maja Göpel

Eine ernsthafte und sachliche Erfüllung des Anspruchs die mit dem Verstehen gestellt ist, ergibt sich allererst über die Genesis einer Sache, also darüber, dass man erfährt, wie eine Sache entstand und worin die Gründe für Ihre Entwicklung liegen. Das ergibt für den Fall der Nachhaltigkeit innerhalb der institutionalisierten Bildung:
„die Aufgabe im Fachunterricht, im schulischen Leben und in außerschulischen Vernetzungen die fachlichen und politischen Dimensionen der Gründe für eine nichtnachhaltige Entwicklung sachlich angemessen zu erarbeiten, um sie zu verstehen und um dadurch Perspektiven sowohl für das individuelle Handeln als auch für die Möglichkeiten kollektiven Handelns zu gewinnen.“ (Euler, 2014, S. 172)

Die Treiber der zerstörerischen Nicht-Nachhaltigkeit in all ihren globalen ökologisch-sozialen Auswirkungen ist die tendenziell totale Kapitalisierung. Die bloß grüne Modernisierung dieses neoliberalen Systems steht allerdings im Widerspruch zu einer überfälligen grundsätzlichen Systemtransformation, die sich an den biophysikalischen Grenzen des planetaren Systems orientiert und menschheitlich ein Leben in Würde, Gerechtigkeit und Frieden sichert.

Von einer „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ im Bildungsbereich zu sprechen, ist daher gegenwärtig objektiv-vermessen. Die Implementation des BNE-Konzepts in die herrschende Bildungsreform verlangt daher zunächst eine kritische Einschätzung derselben. Folgt die Schulpolitik überhaupt dem Grundsatz einer Allgemeinbildung für Alle? Strebt sie überhaupt noch eine Schule an, die mit den Worten von J. A. Comenius, dem Nestor der Aufklärungspädagogik, eine „Werkstatt der Menschlichkeit“ zu sein?

Das aber bedeutete sich pädagogisch am Prinzip des Verstehens der Welt zu orientieren. Verstehen i.S. der von Martin Wagenschein begründeten Tradition wiederum erfordert genetisches Lehren.
Für die Thematik des Seminars bedeutete das, die tatsächliche „nicht-nachhaltige Entwicklung“ zu verstehen und daher auch zu fragen, inwiefern die bisherige Schul- und Bildungspolitik nicht auch Anteil an dieser problematischen Entwicklung hat.

Didaktisch hat eine solche Bildungsarbeit an den Denk-und Erkenntniswegen der Nachhaltigkeitsforschung selbst anzusetzen, z.B. an der Genese vom Konsum zur Produktion und zurück unter den Aspekten der materialen, energetischen und sozioökonomischen Bedingungen dieser Prozesse. Das bedeutet, dass „Nachhaltigkeit“ nicht als ein besonderer Unterrichtsgegenstand zu begreifen ist, sondern als eine kritische Perspektive auf die herrschenden Fehlentwicklungen und dies bezogen auf alle Inhalte allgemeiner und beruflicher Bildung, eben i.S. der Ermöglichung von Bildung als „reflektierter Sachkompetenz“.



[h1]Struktur des Seminars[/h1]


[b][h3]I Beginn des Seminars:[/h3][/b]

Erste Erläuterungen des Seminartitels und die Vorstellung meines Vorschlags zur Gestaltung des Seminars finden in der ersten Seminarsitzung statt.

Das Seminar ist nach Studienordnung im „VeNN-Modul“ angesiedelt.
[i]LaG 2017:Vernetzungsbereich:[/i]
Modulname: Pädagogisches Verstehen von Naturwissenschaft und nachhaltiger Entwicklung
https://www.humanw.tu-darmstadt.de/media/humanwissenschaften/pruefungssekretariat/aushang/2021/MHB_Grundwissenschaften_2017_LaG_2019_07_05_v1.pdf

[i]LaG 2021: Grundwissenschaften im Vernetzungsbereich[/i]
Modulname: Pädagogisches Verstehen von Naturwissenschaft und nachhaltiger Entwicklung
https://www.humanw.tu-darmstadt.de/media/humanwissenschaften/pruefungssekretariat/aushang/2021/Modulhandbuch_LaGgesamt_20201014_v1.pdf

Die Begründung und Beschreibung des Moduls
Pädagogisches Verstehen von Naturwissenschaft und Nachhaltigkeit – VeNN -
durch die Wissenschaftler:innen des Arbeitsbereichs: Eckert, Euler, Kehren, Winkler
finden Sie auf der HP des Arbeitsbereiches unter https://www.abpaed.tu-darmstadt.de/media/abpaed___anu/Venn_-_Paedagogisches_Verstehen_von_Naturwissenschaft_und_Nachhaltigkeit.pdf

In der ersten Sitzung können auch all die Fragen besprochen werden, die Sie zu Form und Inhalt des Seminars haben.



[b][h3]II Vorlesungsteil des Seminars:[/h3][/b]

Zu Beginn der gemeinsamen Texterschließungen im Seminar möchte ich mit einem Vorlesungsteil über die ersten 3 Sitzungen beginnen. Die Vorlesung erfolgt in drei Abschnitten:
[b][i]Erster Teil[/i][/b]
Entstehung – Begründung –Widersprüche der Nachhaltigkeitspolitik
zwischen Systemmodernisierung und grundsätzlicher Systemkritik

[b][i]Zweiter Teil[/i][/b]
Widersprüche im Konzept der „Bildung für nachhaltige Entwicklung“
und die didaktischen Konsequenzen

[b][i]Dritter Teil[/i][/b]
Verstehen als allgemeines Prinzip der Pädagogik und von Nicht-Nachhaltiger-Entwicklung im Besonderen



[b][h3]III Darlegungen und Interpretationen von wichtigen Texten zum Seminarthema[/h3][/b]

Sie finden auf Moodle alle wichtigen Informationen zum Seminar:

- Seminarankündigung
- Zum Inhalt und Plan des Seminars
    Zeitleiste des Seminars
- Grundtext des Seminarleiters zum Inhalt de Seminars
- Präsentationen zum Vorlesungsteil des Seminars
- Literaturliste zu allen drei Seminarteilen
- Nachträfge und Begleittexte zum Seminar
- Studentische Arbeiten die während des Seminars entstehen
     (Präsentationen und theoretische Begleittexte)
- Mitteilungen aller Art



[b][h3]Studienleistung / Modulprüfung[/h3][/b]

Die [b]permanente aktive Teilnahme[/b] am Seminar ist die notwendige Voraussetzungen zur erfolgreichen Teilnahme des Seminars (Studienleistung).

Die Ablegung einer [b]Modulprüfung [/b]in diesem Seminar kann wie folgt geschehen:
a) durch eine von mir [b]bewertete Präsentation[/b] (eines Fachartikels oder von Teilen eines Fachbuches) und einem kleinen t[b]heoretischen Begleittext,[/b] der bündig die rationale Argumentation der Präsentation entfaltet. Beides wird auf Moodle zur Verfügung gestellt, wobei die Präsentation einen Tag vor dem sie gehalten wird, auf Moodle allen zugänglich sein sollte.
b) durch eine eigenständige [b]Hausarbeit [/b]im Themenbereich. Letzteres gilt nur, wenn die Zahl der Teilnehmer:innen zu hoch ist, um allen über die aktive Gestaltung im Seminar den Erwerb der Modulprüfung zu gestatten.

Online-Angebote
moodle

Semester: ST 2023