Lehrinhalte
[i]Die Souveränität des Guten[/i] gilt als (philosophisches) Hauptwerk der anglo-irischen Schriftstellerin und Philosophin Iris Murdoch (1919-1999). Während ihr erzählerisches Werk längst zum Kanon der englischsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts gehört, stehen Murdochs philosophische Arbeiten nach wie vor im Hintergrund der etablierten moralphilosophischen Debatten, obwohl ihre Gedanken erheblichen Einfluss auf so wichtige Philosophinnen und Philosophen wie Philippa Foot, Martha Nussbaum, Hilary Putnam, Charles Taylor, Bernard Williams und John McDowell hatten.

Mary Midgley schreibt im Vorwort zur englischen Neuausgabe, das auch in der seit diesem Sommer vorliegenden deutschen Edition abgedruckt ist, dass [i]Die Souveränität des Guten[/i] eines der wenigen philosophischen Bücher ist, „die Menschen außerhalb der akademischen Philosophie wirklich hilfreich finden.“ Das ist sicherlich ein guter Grund, sich näher mit diesem zuerst 1970 erschienenen Buch zu befassen. Es umfasst drei Abhandlungen, die Murdoch bereits in den 1960er Jahren separat veröffentlicht hatte. Murdoch kritisiert darin einige aus ihrer Sicht zutiefst problematische Entwicklungen in der zeitgenössischen englischen Moralphilosophie, die sich aber auch in kontinentaleuropäischen Ansätzen, vor allem im französischen Existenzialismus, finden. Diese Fehlentwicklungen hängen nach Murdochs Diagnose vor allem mit einem überzogenen Freiheitsbegriff und einer nicht minder verfehlten Orientierung an einem szientistisch überinterpretierten naturwissenschaftlichen Weltbild zusammen, die je auf ihre Weise eine verkürzte Auffassung der Sphäre des Normativen bzw. der Moral und unseres Selbstverständnisses als Handelnde begünstigen. Murdoch stellt dem ein Verständnis von Moral gegenüber, das manchmal als „platonischer moralischer Realismus“ bezeichnet wird. Diese ebenso spannende wie auf den ersten Blick rätselhafte Bezeichnung zeigt an, dass es sich im Spektrum zeitgenössischer Moralphilosophie um eine singuläre Position handelt.

Im Seminar wollen wir Murdochs Denken rekonstruieren und hinsichtlich seiner Stärken und Schwächen erörtern. Dabei werden wir weitere Abhandlungen der Autorin und (in Auswahl) auch ihr literarisches Werk einbeziehen. Bei entsprechendem Interesse können wir überdies Texte von Philosophinnen und Philosophen berücksichtigen, die Murdochs Ideen rezipiert und weiterentwickelt haben.

Im Anschluss an das Seminar ist für den [b]14. und 15. Februar 2024 ein Workshop[/b] geplant, auf dem wir die Ergebnisse unserer Diskussionen mit einigen externen Gästen vertiefen wollen. Nähere Informationen dazu in der ersten Sitzung.

Literatur
Bitte schaffen Sie sich folgende Ausgabe an:

Iris Murdoch: [i]Die Souveränität des Guten[/i]. Aus dem Englischen mit einem Nachwort von Eva-Maria Düringer, Berlin (Suhrkamp) 2023.

Englische Ausgabe: Iris Murdoch: [i]The Sovereignty of Good[/i], London (Routledge & Kegan Paul) 2001.

Weitere Texte und Materialien befinden sich im Moodle-Kurs.

Voraussetzungen
Das Seminar kann ohne spezielle Vorkenntnisse belegt werden, setzt aber die Bereitschaft zur aktiven Mitarbeit voraus.

Weitere Informationen
In diesem Seminar kann eine [b]Studienleistung[/b] erworben werden. Einzelheiten dazu geben wir in der [b]ersten Sitzung[/b] bekannt.

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Semester: WT 2023/24