Lehrinhalte
Lebensformen – verstanden als geschichtlich eingeübte, soziale Verhaltensweisen (Arno Borst) – wurden im Mittelalter nicht nur durch die jeweiligen materiellen, politischen und sozioökonomischen Umstände geformt, sondern auch durch kollektive Einstellungen und Vorstellungen von Gott und der Welt, von Glauben und Wissen, von Unterlassen und Handeln. In der Übung sollen an jeweils konkreten Beispielen einige der Lebensformen und mit ihnen möglicherweise verbundene Mentalitäten genauer untersucht werden, auf dem Lande und in der Stadt: Familie, Adel, Ritter, Städter/ Bürger, Bauern, Kaufleute, Intellektuelle, Außenseiter – und andererseits Naturvorstellungen, Einstellungen gegenüber Tod und Sterben, Liebe, Wunder, Herrschaft, Arbeit… Ziel ist es, genauere Vorstellungen über die Anteile von Statik und Dynamik in der Gesellschaft des mittelalterlichen Jahrtausends zu entwickeln und sich über die Wechselfälle der condicio humana in der Geschichte klarer zu werden.

In der Übung stellen wir uns am Beispiel ausgewählter Texte und Quellen bestimmte Themenfelder, Theorien und Methoden vor und diskutieren sie an konkreten Fallbeispielen (Quellentexte und/oder Bilder). Das Ziel der Übung besteht darin, Quellenanalysen intensiv zu üben und zugleich einen Eindruck von den einzelnen Themenfeldern und damit einen Überblick über die Lebensform und „Mentalität“ vor allem der Städter und Bauern im Mittelalter zu erhalten. Zugleich sollen die damit verbundenen Fragestellungen und Forschungstraditionen, ihre Chancen und Problemen kritisch reflektiert werden.

Literatur
Ein Apparat wird zu Beginn des Semesters eingerichtet.

Einstweilen zur Orientierung:
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[*]A. Borst: Lebensformen im Mittelalter, 2. Aufl. Berlin 1999 (mit Quellen in Übersetzung);
[*]H.-H. Kortüm: Menschen und Mentalitäten. Einführung in Vorstellungswelten des Mittelalters, Berlin 1996;
[*]H.-W. Goetz: Vorstellungsgeschichte. Gesammelte Schriften zu Wahrnehmungen, Deutungen und Vorstellungen im Mittelalter, Bochum 2007;
[*]P. Dinzelbacher: Lebenswelten des Mittelalters 1000-1500, Badenweiler 2010;
[*]S. Rau/ B. Studt (Hgg.): Geschichte schreiben. Ein Quellen- und Studienhandbuch zur Historiographie (ca. 1350-1750), Berlin 2010;
[*]M. Rhode/ E. Wawra (Hgg.): Quellenanalyse. Ein epochenübergreifendes Handbuch für das Geschichtsstudium, Paderborn 2020.
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