Lehrinhalte
In Dietmar Daths Briefroman »Die salzweißen Augen« unternimmt der junge Kulturjournalist David den Versuch, der früheren Jugendliebe Sonja seine Faszination für Horror- und Zombiefilme, Science-Fiction- wie Serienmörderromane oder Death- und Black-Metal-Musik zu erklären. David zufolge handelt es sich um den Bereich des »letzten Drecks«, um jene populärkulturellen Erzeugnisse, die auf verstörende Weise gegen den ästhetischen Wertekanon verstoßen und in denen das Obszöne, Groteske, das Ekel- und Furchterregende an- und abstoßend zugleich wirkt. In den essayistisch gehaltenen Briefen Davids geht es damit um den Begriff der ›Drastik‹ und um die mit ihm verbundenen Strategien der Zuspitzung und Provokation in Kunst, Literatur wie Musik. Und es geht, aus theoretischer Perspektive, um den Versuch, eine kunsttheoretische Debatte zu aktualisieren, die im deutschsprachigen Bereich bis in die Frühromantik zurückreicht. Erstmals in Erscheinung tritt die Bezeichnung schließlich in Friedrich Schlegels »Athenäum«-Fragment 42 (»Gute Dramen müssen drastisch sein«).

Im Seminar wollen wir, ausgehend von dem Briefroman Daths, die kunsttheoretische Debatte um die Drastik und den Ekel nachvollziehen und mittels computationeller Methoden entsprechende Phänomene in verschiedenen Texten identifizieren und analysieren. In diesem Zusammenhang bietet das Seminar auch die Möglichkeit, sich mit den Methoden des Topic Modelling und der Sentimentanalyse vertraut zu machen.
 

Literatur
Eine detaillierte Literaturliste wird in der ersten Seminarsitzung bereit- und vorgestellt.

Zur Anschaffung und vorbereitenden Lektüre empfohlen wird:
Dietmar Dath: Die salzweißen Augen. Vierzehn Briefe über Drastik und Deutlichkeit. Frankfurt/Main: Suhrkamp 2005.

Voraussetzungen
 
-         die Bereitschaft, ein hohes Lektürepensum zu bewältigen,
-         die eigenständige Mitarbeit in Arbeitsgruppen,
-         das Interesse sowohl an affekt- wie wirkungsästhetischen Fragestellungen wie an computationellen Analysemethoden.
 

Online-Angebote
moodle

Semester: WT 2023/24