Lehrinhalte
Die technischen Umbrüche und Visionen verheißen ein glückliches Leben auf allen Ebenen: mehr Sicherheit, weniger genetisch bedingte Krankheiten, Verlängerung der Lebenszeit, Arbeitsentlastung, heile Welt in virtuellen Räumen. Bei genauerer Betrachtung werfen Biotechnik und Intensivmedizin jedoch die Frage nach legitimen Eingriffen in Lebensbeginn, Altern und Sterben(lassen) in neuer Weise auf, zeichnen die Diskussionen um KI und Robotik das Bild einer Zukunft, in der der Mensch sich selbst überwunden haben wird und präsentieren sich virtuelle Räume als Fluchtorte vor realen Anforderungen an die eigene Person.
Von je her sind die Religionen gefordert sich zu aktuellen Entwicklungen zu positionieren, sie theologisch und ethisch zu reflektieren. So auch jetzt. Wie verhalten sich Christentum und Islam zu diesen fundamentalen gesellschaftlichen Transformationen?
Im Hintergrund steht die Frage nach dem, was Menschsein ausmacht. Wie wirken sich die Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine auf das menschliche Selbstverständnis aus? Wie der unterschwellige Sog nach Selbstoptimierung? Sind die traditionellen religiös grundierten Menschenbilder damit noch kompatibel?
Digitalisierungsprozesse und virtuelle Räume schließlich rücken die Fragilität sozialer Bezüge in den Blick. Globale Kommunikationsversprechen und scheinbar unerschöpfliche Follower-Freundschaften gehen einher mit einer zunehmenden Atomisierung von Lebensverhältnissen, in denen die realen Sozialbeziehungen verloren zu gehen drohen. Immer mehr Menschen leiden unter Einsamkeit. Zugleich verspricht ein neues „räumliches Computing“ die „nahtlos(e)“ Vereinigung von digitalen Inhalten und realer Umwelt. Virtuelles Slacklining über dem Grand Canyon oder KI gestützte „Begegnungen“ mit Verstorbenen sind wie das real empfundene „Stupsen“ eines Nashorns nur wenige Beispiele der neuen Erlebniswelt. Doch rückt mit dieser Entwicklung auch die Schwelle zur weiteren (Selbst)Isolation recht nahe.
Das Seminar findet als Blockveranstaltung statt. Die Teilnahme am abschließenden Studientag ist obligatorisch.
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- Lehrende: Georg Wenz