Lehrinhalte
Die Vorlesung behandelt die für die deutsche sowie die europäische Rechtsordnung verbindlichen Grund- und Menschenrechte in systematischer Form. Grundrechte sind in rechtsstaatlichen Demokratien zu einer zentralen Institution des Verfassungsrechts avanciert. Sie prägen das einfache Recht sowie den Alltag von Behörden, Gerichten und Bürger:innen. Zugleich zeichnet sich die völkerrechtliche Entwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch eine deutliche Extension der menschenrechtlichen Verpflichtungen aus, die sich wiederum auf das Recht der jeweiligen Konventionsstaaten auswirkt. Grund- und Menschenrechte erfüllen divergente Funktionen; zu ihren wichtigsten gehört die Begrenzung staatlicher Macht zur Sicherung von privater und kollektiver Autonomie sowie zur Verhinderung von (bestimmten) Ungleichbehandlungen (Grundrechte als Abwehrrechte). Gleichzeitig müssen Grund- und Menschenrechte aufgrund von technologischen und gesellschaftlichen Entwicklungen vielfach neu interpretiert werden. Die Vorlesung betrachtet Grund- und Menschenrechte nicht als zeitlose Konstanten, sondern situiert sie geschichtlich, gesellschaftlich und (rechts-)theoretisch. Durch diese Kontextualisierungen sollen die Studierenden in die Lage versetzt werden, die Leistungsfähigkeit von Grund- und Menschenrechten ebenso einzuschätzen wie die Spannungsfelder, in denen sich die Anwendung von Grund- und Menschenrechten stets bewegt.
Die Vorlesung wird sich eingehend den Herausforderungen widmen, die den Grund- und Menschenrechte aufgrund neuer Technologien und veränderter sozialer Praktiken erwachsen. Nur beispielhaft genannt werden soll hier die Regulierung von Systemen Künstlicher Intelligenz, das Profiling von Personen sowie der Umgang mit Beiträgen in „sozialen Netzwerken".
Um die Studierenden strukturiert auf die Abschlussklausur vorzubereiten, sind in die Vorlesung mehrere Übungseinheiten integriert. Im Rahmen dieser Einheiten werden anschauliche Fälle besprochen, die die Studierenden für die zentralen Fragestellungen sensibilisieren und sie zugleich befähigen sollen, juristisch valide Argumente zu entwickeln.
The lecture deals with the fundamental and human rights that are binding for the German and the European legal system. Fundamental rights have become a focal point of constitutional law in constitutional democracies. They shape ordinary law as well as the everyday life of authorities, courts and citizens. At the same time, the development of international law since the end of World War II has been characterized by a extension of human rights obligations, which in turn have an impact on the law of the respective convention states. Fundamental and human rights fulfill divergent functions; one the most important ones is the limitation of state power to secure private and collective autonomy and to prevent (certain forms of) unequal treatment (fundamental rights as defensive rights). At the same time, fundamental and human rights often have to be reinterpreted due to technological and social developments. The lecture does not regard fundamental and human rights as timeless constants, but situates them historically, socially and (legal) theoretically. These contextualisations should enable students to assess the effectiveness of fundamental and human rights as well as the sometimes conflicting priorities that are inherent in any application of fundamental and human rights.
The lecture will look in detail at the challenges posed to fundamental and human rights by new technologies and changing social practices. Examples include the regulation of artificial intelligence systems, the profiling of individuals and the handling of posts on social networks.
In order to prepare students for the final exam, several exercise units are integrated into the lecture. In these units, illustrative cases are discussed to sensitize students to the central issues and at the same time enable them to develop legally valid arguments.
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- Lehrende: Andreas Kerkemeyer