Lehrinhalte
Weltweit wächst die Zahl der Menschen, die sich von institutionalisierten Religionen abwenden – unabhängig von kultureller Prägung oder konfessioneller Bindung. Gleichzeitig etabliert sich mit der Künstlichen Intelligenz eine Technologie, die nicht nur als Werkzeug der Arbeitserleichterung dient, sondern zunehmend in existenzielle Räume vordringt und selbst spirituelle Angebote unterbreitet: Chatbots übernehmen seelsorgerische Gespräche, Avatare sprechen Segensworte, Verstorbene leben in digital animierten „realen“ Abbildern weiter. KI wird so von einem Werkzeug zu einem „aktiven Gegenüber“ – und bleibt zugleich Projektionsfläche für Hoffnungen, Ängste und Sinnbedürfnisse.

Das Seminar widmet sich in interdisziplinärer Annäherung dem Verhältnis von Religion und Künstlicher Intelligenz. Tritt KI in Sinnfragen an die Stelle der Religionen? Verhilft sie zu der emotionalen Nähe, die zwischen Menschen oft schmerzlich vermisst wird? Macht sie den Menschen freier oder schafft sie neue Abhängigkeiten? Was bedeutet Bewusstsein, Freiheit, Verantwortung? Erleben wir eine Verschiebung religiöser Funktionen auf KI-Systeme, erschafft der Mensch gar mit KI einen neuen Gott? Und umgekehrt: Welche Kraft besitzen Religionen? Welches Korrektiv bilden sie zu Selbstoptimierungsstreben und der Verabsolutierung eigener Ansprüche? Welche Ressourcen halten sie bereit, um persönliche Krisen zu meistern?

Studierende aller Fächer sind eingeladen, sich mit eigenständigen, kreativen und kritischen Beiträgen am Seminar zu beteiligen. Textgrundlagen und thematische Impulse werden in der ersten Sitzung vorgestellt. Die Teilnahme am Studientag ist obligatorisch.

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Semester: WT 2025/26
Jupyterhub API Server: https://tu-jupyter-t.ca.hrz.tu-darmstadt.de